Die Brettstapeldecke ist eine bewährte Deckenform die jetzt von zwei Unternehmen aus dem Schwarzwald neu definiert wurde. Das Ergebnis ist eine geschraubte Systemdecke nach Sandwichprinzip mit einer Holzfaserplatte als Zwischenlage. Eingebaut wurde das Pilotprojekt in einem Anbau des Schraubenherstellers HECO.
Normalerweise bestehen Brettstapeldecken aus hochkant unter hohem Druck miteinander vernagelten Brettern gleichen Typs. Die HECO-Schrauben GmbH und die Zimmerei Lamprecht aus Schramberg haben diesen Aufbau geändert und statt Nägeln Schrauben verwendet. Mit einer Holzfaserdämmplatte als Wechsellage bekommen die Deckenelemente ganz neue Eigenschaften. Das merken vor allem die Mitarbeiter der Firma HECO. „Es ist ein angenehmes Raumgefühl, das uns über die Decke vermittelt wird. Nicht nur akustisch, sondern auch vom Raumklima her gestaltet sich das Arbeiten deutlich angenehmer als zuvor,“ meint Stefanie Schondelmaier. Die Vertriebsmitarbeiterin arbeitet seit 2012 im Großraumbüro des Anbaus. Wegen des Aufbaus mit Konstruktionsvollholz und Holzfaserplatte liegt eine diffusionsoffene Deckenstruktur vor, die einen regelmäßigen Luftaustausch mit positivem Effekt auf das Raumklima ermöglicht. Auch akustische Anforderungen wie Geh- und Sprechgeräusche werden durch die Systemdecke positiv beeinflusst. Hierbei entkoppelt die Weichfaserplatte die Körperschallübertragung von der Tragstruktur, was die Schallübertragung in angrenzende Räume deutlich reduziert. Gleichzeitig wird die Schallreflexion im Raum gemindert.
Ein geschraubtes Brettstapelsystem für eine optimale Lastabtragung
Für die etwa 173 m2-große Deckenfläche des Gebäudes, wurden Module der Größe 1 m x 6 m x 0,2 m (B/L/H) gefertigt und zusammengefügt. Sie bestehen aus hochkant gestelltem Konstruktionsvollholz (KVH), das im Wechsel mit Gutex-Holzfaserdämmplatten gestapelt und maschinell unter Druck verschraubt wird. Den Vorteil einer Verschraubung sah Dieter Kazenwadel, Zimmerermeister und Inhaber der Lamprecht GmbH, darin, dass über das Gewinde der Schrauben hohe Zug- und Druckkräfte aufgenommen und abgeleitet werden können. „Unser Ziel war, eine Systemdecke zu entwickeln, die mehr Lasten tragen kann und sich in der Akustik und im Raumklima noch besser verhält als konventionelle Brettstapeldecken“, so Kazenwadel. Daher sei auch die Idee geboren im Sandwich-Prinzip zu arbeiten. Die dazwischen gelegten Holzfaserplatten wirken wie Puffer und gleichen die Spannungen, die bei Belastung der Decke unweigerlich entstehen, aus. Die Sandwich-Struktur wiederum brachte neue Anforderungen an die Befestigungstechnik. Die Vorüberlegungen, welche Schrauben für die Module in Frage kämen, erklärt Ulrich Hettich, Leiter der Entwicklungsabteilung von HECO: „Wir mussten auf eine Schraube zurückgreifen, die hohe Lasten aufnehmen kann und gleichzeitig die Platten zusammenzieht.“ Die vollständige Lösung dieser Anforderungen bot schließlich die bauaufsichtlich zugelassene Holzschraube HECO-TOPIX-CombiConnect. Sie besteht aus zwei Gewinden unterschiedlicher Steigung, die nicht nur das Zusammenziehen der zu verbindenden Bauteile bewirken, sondern auch die Übertragung hoher Zug- und Druckkräfte über das Gewinde gewährleisten.
Systemdecke verhält sich wie ein geschlossenes System
Während die Verschraubung für den notwendigen Zug zwischen den einzelnen Bestandteilen sorgt, gleicht die gepresste Holzfaserplatte in den Zwischenräumen das Quell- und Schwindverhalten des Naturwerkstoffs Holz aus. Es ist daher keine Dehnungsfuge mehr notwendig, da die Dehnung im Element selbst beseitigt wird. Zudem sind Horizontallasten möglich, da die Schrauben den Zug in Quer- und Längsrichtung aufnehmen. Je nach Anforderung kann die Systemdecke durch geeignete zusätzliche Verschraubungen so erweitert werden, dass sie baustatisch als vollwertige Scheibe betrachtet werden kann.
Ein Sandwich für mehr Wertschöpfung im Zimmereibetrieb
Neben den technischen Vorteilen bringt die neue Brettstapeldecke auch für den Handwerksbetrieb wirtschaftliche Vorteile mit sich. Im Holzbaugewerbe hat die Verwendung von Fertigteilen und damit die Montage vor Ort drastisch zugenommen. Da die Fertigteile meist industrieller Herkunft sind und der Zimmerer nur noch zur Montage gerufen wird, gelingt es den Betrieben immer weniger eigene, handwerkliche Wertschöpfung zu generieren. Eine Systemdecke, die sich im Betrieb vormontieren und zwischenlagern lässt, bietet dagegen die Chance diese Werte wieder in den Betrieb zurückzuführen. Daher hat Kazenwadel die Werkstücke so konzipiert, dass sie selbst in einem Kleinbetrieb umgesetzt werden können. Sein Ziel ist, durch die Vergabe von Lizenzen, das Konzept seiner Brettstapeldecke in anderen Zimmereibetrieben zu verankern und dadurch langfristig das Handwerk und dessen Ansehen aufzuwerten.
Objekt
Brettstapeldecke im neuen Anbau bei HECO-Schrauben GmbH, Schramberg
Planer/Architekt
Stollbert Architekten, Schramberg
Ausführender Betrieb
Zimmerei Lamprecht GmbH, Schramberg/Heiligenbronn
Urheber Systemdecke
Dieter Kazenwadel, Zimmerei Lamprecht GmbH
Produkte
Konstruktionsvollholz eines Sägewerks aus der Region: 28,00 m3
Gutex Holzfaserdämmplatte: 6,50 m3
HECO-TOPIX-CC-Schrauben: ca. 3.000 St
Deckenfläche
Ca. 173 m2
Bauzeit
Fertigung der Module im Betrieb: 1,5 Wochen
Einbau vor Ort: 1 Tag